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29. Juni 2017

Meilenstein für Europa - 30 Jahre Erasmus+

Mitglieder des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission, Direktoren der Nationalen Agenturen, ein ausgewählter Projektträger pro Land sowie Stipendiatinnen und Stipendiaten des Förderprogramms feierten am 13. Juni 2017 in Straßburg das dreißigjährige Bestehen des EU-Bildungsprogramms.

Auftakt der 30 Jahre Erasmus+ Feier
Anwesend waren unter anderem der Präsident des Europäischen Parlaments, Antonio Tajani, der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, sowie der EU-Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, Tibor Navracsics.

Die geladenen Gäste starteten erstmal mit einem Rundgang durch die Ausstellung, die Einblick in das erfolgreiche Programm Erasmus+ gab. Dort konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Netzwerken treffen und sich zeitgleich einen Eindruck zur Bildungsarbeit Europas der letzten 30 Jahre machen.

Launch der Erasmus+ Mobile App
Im Rahmen der Veranstaltung wurde die neu entwickelte App im Europäischen Parlament feierlich gelauncht. Das Ziel der App ist es, das Förderprogramm noch inklusiver zu machen und es ins 21. Jahrhundert zu befördern. Es gibt viele neue interaktive Elemente und ein Forum zum europaweiten Erfahrungsaustausch zwischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und Projektträgerinnen und Projektträgern. Zukünftig wird es über die App möglich sein, die Lernvereinbarung vom Teilnehmenden direkt unterschreiben zu lassen. Es gibt interaktive Maps über die man Bildungspartner und Teilnehmerinnen und Teilnehmer suchen kann. Dazu kommen Funktionen die man von Social Business Collaboration Tools kennt. Nutzerinnen und Nutzer können sich ein soziales Netzwerk an Kontakten aufbauen und sich auf Online Meeting Points treffen. Jeder kann die App unter dem Suchbegriff Erasmus+ kostenfrei aus dem GooglePlayStore oder dem AppStore herunterladen.

Preisverleihung
Weiterer Programmpunkt war eine feierliche Preisverleihung für 33 Repräsentanten der Erasmus+ Generation. Die Repräsentanten aus den 28 Mitgliedstaaten sowie Norwegen, Island, Liechtenstein, Türkei und Mazedonien wurden während einer Plenarsitzung des Europäischen Parlaments symbolisch für den neunmillionsten Erasmus+ Teilnehmer ausgezeichnet.

Präsident des Europäischen Parlaments Antonio Tajani sagte: "Erasmus ist als Symbol der europäischen Kultur wichtig geworden. Unabhängig vom Einkommen und der wirtschaftlichen Situation des Landes kann mithilfe von Erasmus+ aktiv gegen die Jugendarbeitslosigkeit getan werden."

Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker machte in seinem Redebeitrag mit viel Humor auf die Bedeutung des Programms aufmerksam: „Europa bringt einen unermesslichen Reichtum. Dieser Zauber Europas hat auch Erasmus von Rotterdam, den Namensgeber des Programms, zu einem echten Europäer werden lassen. Ich habe drei Minuten um über 30 Jahre des wichtigsten Programms Europas zu sprechen. Ich habe heute den neunmillionsten Erasmus-Studenten gefeiert. Inoffiziellen Gerüchten zufolge ist von 1 Million Erasmus Babys die Rede. Dies ist nicht direkt auf die Europäische Kommission zurückzuführen, aber ich begrüße diesen europäischen Zusammenhalt sehr. (…) Wenn wir in Erasmus+ investieren, ist das eine Investition in unsere Zukunft und ich hoffe, dass der europäische Haushalt den Europäerinnen und Europäern heute entsprechen wird. “

Nach der Politik kamen die Repräsentanten der ehemaligen Erasmus+ Generation zu Wort, die stellvertretend für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Preis überreicht bekamen. Flammendes Beispiel eines ehemaligen Teilnehmers von Erasmus+ ist Tiago Brandão Rodrigues, der Bildungsminister von Portugal, der sich einfach nur bedanken wollte: "30 Jahre ist Portugal in Europa und 30 Jahre gibt es das Programm. Ich bin ein Beispiel für diesen glücklichen Zustand. Erasmus hat mich gelehrt was Europa ist. Wir werden dadurch intensivere europäische Bürger sein. Vielen Dank, Europa."

Die ehemalige Teilnehmerin aus Schweden, Alexandra Pascalidou, heute eine bekannte Autorin für TV und Rundfunk, sprach besonders leidenschaftlich von ihrer Erfahrung mit Erasmus: "Das Beste was die EU jemals zustande gebracht hat, ist Erasmus. Ich bin ein Migrantenkind aus Griechenland, das im ärmsten Vorort in Schweden aufgewachsen ist. Mit Erasmus habe ich dann mein anderes Heimatland kennenlernen dürfen - Griechenland. Erasmus ist eine Möglichkeit für Menschen mit hohem Potential. Danke, Europa."

Deutschland wurde von dem Elektroniker für Betriebstechnik Jens Schmitz vertreten, der während seiner Ausbildung ein Auslandspraktikum im spanischen Oviedo absolviert hat. Er sagte: " Die Zeit im Ausland hat mich viel gelehrt. Ich habe meine Ängste abgelegt. Und ich weiß heute: auch mit kleinen Fehlern ist Kommunikation mühelos möglich."

Debatten zur Zukunft des Erasmus+ Programmes
In fröhlicher Stimmung zogen sich die Gäste der Veranstaltung nach Ende der Preisverleihung und dem Mittagessen, das viel Zeit zum Networking ließ, in die Workshops zurück. Darin wurde über die Zukunft des Programms debattiert und welche Wünsche, Visionen und Ideen in der nächsten Periode umgesetzt werden sollen.

Klaus Fahle, Leiter der Nationalen Agentur Bildung für Europa (NA beim BIBB), zählte zu den Akteuren einer Podiumsdiskussion, die die Zukunft von Erasmus+ in den Blick nahm: „Erasmus+ ist eine starke Marke. Lassen Sie uns den Namen behalten. Er ist das Synonym für eine offene, interkulturelle, demokratische Gesellschaft.“ Fahle unterstrich darüber hinaus die eklatante Wichtigkeit der Institutionen und Bildungsträger in der Diskussion. Lehrpersonal wechsle häufig, aber die Institutionen, die europäische Projekte umsetzten, die blieben. Der Blick müsse sich vor allem dem lebenslangen Lernen zuwenden, denn die demographische Entwicklung sei europaweit unaufhaltsam.

Alan Smith, Ideengeber für den Namen des Förderprogramms Erasmus und wichtiges Beratungsmitglied für die neue Förderperiode unterstrich während der Diskussion, wie aus der Vielzahl der Kooperationsprojekte und Netzwerke wichtige Impulse für Innovation bereits entstanden sind und in Zukunft noch entstehen werden. Viele Bildungsorganisationen erleben im Programm wie die Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg die tägliche Praxis in der Erwachsenenbildung bereichert.

Sophia Eriksson-Waterschoot, Direktorin für Jugend, Bildung und Erasmus+ versprach, sich besonders dafür zu engagieren, dass in der neuen Förderperiode das Antrags- und Abwicklungssystem noch weiter vereinfacht werden würde. Auch sie unterstrich in ihrem Beitrag die Wichtigkeit einer Steigerung des Budgets für die nächste Förderperiode.

Tibor Navracsics, EU-Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, verwies abschließend noch auf den Nutzen, den die Bildungsaufenthalte im Ausland auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben: „Die, die an Erasmus+ teilgenommen haben, spüren die europäische Identität. Wir müssen aber auch Brücken zu denen bauen, die nicht zur EU gehören, zum Beispiel über virtuelle Mobilitäten. Wir wollen Erasmus+ wirklich inklusiv machen und brauchen dafür Unterstützer außerhalb dieses Raumes. Wir brauchen mehr Geld und noch mehr Energie, die wir darauf verwenden können.“

Petra Kammerevert, Mitglied des Europäischen Parlaments führte durch die Abschlussrunde und hielt fest: „Derzeit betragen die Gelder für Erasmus+ 1,5% des EU Finanzhaushaltes. Ich will, dass wir das mindestens auf 3% erhöhen. Das hieße, dass wir mindestens 30 Milliarden Euro für das Programm zur Verfügung haben. Ohne gebildete Europäer wird die europäische Union nicht länger bestehen. Wir sollten daran arbeiten die Gelder für das Förderprogramm Erasmus+ um mindestens 50% zu erhöhen.“

Europäische Zusammenarbeit für bayerische Volkshochschulen

Nach der Veranstaltung ging es passenderweise mit der Straßburger Tram dem „Europotimist“ in Richtung Heimreise nach Deutschland, um aktiv die Europäische Zusammenarbeit der bayerischen Volkshochschulen voranzutreiben. Falls auch Sie die europäische Arbeit Ihrer Volkshochschule voranbringen wollen, melden Sie sich gerne bei uns, hella.krusche@vhs-bayern.de!

(Bilder © C. Graab)