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14. Juli 2014

Konferenz für Bildungs- und Lernberatung 2014

Die Konferenz für Bildungs- und Lernberatung 2014 legte den Schwerpunkt auf die Einrichtung und Nutzung von Infrastrukturen für Beratung: Weiterbildungsdatenbanken, offene Lern- und Beratungsangebote, die Erschließung von TN-Potenzialen und Zugängen zu Betrieben sowie die Validierung informell erworbener Kompetenzen als neue Qualifikationsanforderung auch für Berater/-innen.



Programm der Konferenz für Bildungs- und Lernberatung am 14.07.2014:

10.00 Uhr: Begrüßung
- Sachstand Bildungsprämie
(Hella Krusche, bvv)

10.15 Uhr: Beratungsinfrastruktur durch Bildungsdatenbanken:
- Bildungsportal Bayern (Claudia Graab, bvv)
- Deutscher Bildungsserver und IWWB (Doris Hirschmann, dbs)

11.15 Kurze Pause

11.30 Uhr: Beratung in der Grundbildung - Erfolgsfaktoren
- Beispiele guter Praxis für die Einrichtung offener Lern- und Beratungsangebote


12.15 Uhr: Wie lernen TN/-innen in der Grundbildung?
- Projekt mekoFUN (metakognitiv fundiertes Lernen) der Universität der Bundeswehr München und der KEB
(Astrid Lambert, KEB, und Katrin Hohenstein, UniBw)

13.00 Uhr: Mittagessen - Catering

13.45 Uhr: TN-Potenzial in der Grundbildung und Zugänge zu Betrieben
- Ergebnisse der SAPfA Studie (Lukas Heymann, Projektmanager)
- Impulsbeitrag Projekt GRUBIN für anschließenden Workshop (Jens Kemner, Projektleiter)

14.45 Uhr: Validierung non-formalen und informellen Lernens
- Validierung informell erworbener Kompetenzen und ihre Relevanz für die Beraterqualifikation (Sabine Seidel, ies Hannover)
- Impulsbeitrag Projekt KODE NQF für anschließenden Workshop (Martina Bachmeier, vhs Cham)


15.45 Uhr: Vier parallele Workshops

Workshop 1: TN-Potenzial in der Grundbildung und Zugang zu Betrieben

- Projekt GRUBIN (Jens Kemner, Projektleiter)
- Input aus Bayern (Volker Sommerfeldt, vhs Hof Landkreis)


Workshop 2: Beratung in der Grundbildung - Umsetzung vor Ort

- Handlungsleitfaden zur Einrichtung und Positionierung offener Lern- und Beratungsangebote (Hella Krusche und Renate Schiefer, bvv)
- Inputs aus Bayern: BIC Regensburg Stadt (Cornelia Wabra, 2. bvv-Vorsitzende und Leiterin der vhs Regenbsurg Stadt), Lernstudio Bayreuth (Beatrix von Guaita, Leiterin der vhs Bayreuth Stadt)


Workshop 3:
Vom Projekt zur Fortbildung
- Fortbildung für beratend tätiges Bildungspersonal zur Feststellung, Messung und Bewertung informell und non-formal erworbener Kompetenzen und Fertigkeiten und deren Bewertung im Kontext des DQR/EQR: KODE NQF (Martina Bachmeier, vhs Cham)


Workshop 4:
Kollegiale Beratung in der Grundbildung
- Vorstellung der neuen Fortbildung mit Praxisworkshops für Dozent/-innen in der Alphabetisierung und Grundbildung (Adelgard Steindl, Charlotte Straif, Iris Stolz)


16.45 Uhr: Schlussrunde

17.00 Uhr: Ende

    Die Beiträge der Konferenz finden Sie rechts unter "Beiträge & Links" zum Download. Die Beiträge im Plenum und in den Workshops sind thematisch, nicht chronologisch, sortiert.


    Programmüberblick: Themen und Schwerpunkte der Konferenz

    Beratungsinfrastrukturen:

    Von Bildungsanbietern werden zunehmend Beratungsleistungen erwartet. Hierzu gehört es, Ratsuchenden Auskunft über geeignete Qualifikationsangebote zu geben, auch wenn diese über das eigene Angebot hinausgehen. Das Kulturfondsprojekt Bildungsportal Bayern bietet hierfür die Infrastruktur. Die Konferenz zieht Bilanz für die in den Jahren 2012 und 2013 eingerichteten Regionalportale. Wir freuen uns über die Zusage des Deutschen Bildungsservers mit Auswertungen und Perspektiven zur Nutzung und Vernetzung von Weiterbildungsdatenbanken im Bundesgebiet.

    Offene Lern- und Beratungsangebote schaffen Zugänge zur Bildung. Das Interesse ist groß und ebenso die Unsicherheit über Aufwand und Nutzen. Die Konferenz behandelt diese zentralen Fragen. Welche Angebotsformate haben sich bewährt und wie hoch sind die Kosten? Welche Funktion haben die offenen Angebote im Gefüge der Programmbereiche? Welche Erfolgsfaktoren lassen sich ausmachen? Aus verschiedenen Erfahrungen im gesamten Bundesgebiet stellt sich heraus, wie wichtig für den Erfolg die Implementierung einer Verweisstruktur ist.

    Offene Lernwerkstätten, Lernstudios, Lerncafés, Bildungsinformationscenter - oder wie immer die offenen Angebote vor Ort bezeichnet werden - dürfen nicht isoliert sondern müssen eingebettet in die vorhandenen (Grund-)Bildungsstrukturen arbeiten. Ansonsten können sie ihren Aufgaben als Anlaufstellen für die Erstberatung nicht gerecht werden. Für die Berater/-innen und Lernbegleiter/-innen bedeutet dies die Anforderung, über Orientierungswissen zu verfügen, um die Lernenden über diese Regelangebote informieren und für die Teilnahme motivieren zu können.

    Wie lernen Teilnehmer/-innen in der Grundbildung?

    wie lernen Teilnehmer/-innen in der Grundbildung erfolgreich? Das Projekt mekoFUN bestätigt frühere Erfahrungen, nach denen sich die Reflexion des eigenen Lernprozesses positiv auf den Lernerfolg auswirkt und Teilnehmer/-innen in der Grundbildung dabei keine Ausnahme sind. Diese einfache Erkenntnis gilt es bei der Ansprache, Beratung und Lernbegleitung sowie bei der Konzeption und Durchführung der Lernangebote zu berücksichtigen. Das Projekt mekoFUN untersucht die Erfolgsfaktoren, damit Lernende ihre Lernkapazität erkennen, an zunehmend komplexeren Lernproblemen erproben, schrittweise ausbauen und Lernzuversicht aufbauen. Insbesondere für offene Beratungs- und Lernangebote als der ersten Anlaufstelle ist diese Herangehensweise von zentraler Bedeutung: welche Konzepte setzen sie um? welche Förderdiagnostischen Instrumente setzen sie ein und in welcher Qualität?

    TN-Potenzial und Zugänge zu Betrieben:

    Vor allem in der Grundbildung besteht nach wie vor die große Herausforderung, die Teilnehmer/-innen zu erreichen. Dies gilt insbesondere für das Handlungsfeld Arbeitswelt. Verschiedene Projekte im Bundesgebiet - ebenso wie Alpha Regional in Bayern - erschließen Zugänge zu Betrieben für die Alphabetisierung. Betriebe sind jedoch nicht leicht zu gewinnen. Die Ansprache erfordert Sensibilität und Geduld. Zugleich belegen Studien (Umfeldstudie, SAPfA), dass mind. 40% bis 60% aller Arbeitgeber sehr wohl Bedarf für die Grundbildung ihrer Beschäftigten sehen. Erforderlich sind jedoch Beratung und Angebote für Betriebe, die auf Akzeptanz treffen. Nähere Einblicke in die Situation der Betriebe und Einschätzungen aus Arbeitgebersicht sind hierbei sehr hilfreich.

    Wir freuen uns, Lukas Heymann für die Ergebnisse der SAPfA Studie begrüßen zu dürfen! SAPfA ist eine Studie der Stiftung Lesen zur Sensibilisierung von Arbeitnehmern für das Problem des funktionalen Analphabetismus in Unternehmen. Erste Ergebnisse weisen auf, dass 34% der Arbeitnehmer/-innen und 42% der Arbeitgeber funktionale Analphabet/-innen in ihren Betrieben kennen. Die Studie wird voraussichtlich im September 2014 veröffentlicht.

    Beschäftigte stehen für Alphabetisierung sowohl quantitativ als Betroffenengruppe wie auch in ihrer Funktion als zu erschließendes Arbeitskräftepotenzial im Fokus. Gerade für Betriebe ist der rasche Ausbau der Lernkapazitäten für die Teilnahme und Teilhabe an betrieblicher Weiterbildung ein Schlüsselfaktor für Wettbewerbsfähigkeit.

    Wir freuen uns, Jens Kemner vom Projekt GRUBIN – Grundbildung für die berufliche Integration - auf der Konferenz mit einem Beitrag im Plenum und einem Workshop zu begrüßen. Das Projekt GRUBIN erarbeitet Konzepte zur besonderen Unterstützung der beruflichen Eingliederung von Menschen mit geringen Lese- und Schreibkenntnissen. Es schließt an den aktuellen Förderschwerpunkt „Arbeitsplatzorientierte Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener“ der Nationalen Strategie zur Verringerung der Zahl der funktionalen Analphabet/innen/en in Deutschland an.

    Valiederung informell und non-formal erworbener Kompetenzen:

    Nachdem das informelle Lernen aus den Prozessen EQR/DQR und ECVET seit ihrem Start ausgeklammert wurde - aus nachvollziehbaren Gründen, nicht zuletzt aufgrund der schwierigen Interessenlagen der Hauptakteure und der hohen Komplexität, die allein schon die non-formal erworbenen Qualifikationen aufweisen, greifen EU und Bund das Thema "Validierung informell erworbener Lernergebnisse" jetzt auf.

    Eine wichtige Frage besteht wahrscheinlich darin, ob die Validierung informellen Lernens in Analogie zum formalen und non-formalen ausschließlich für den Verwertungszweck Arbeitsmarkt angelegt werden sollte (Anrechnung auf formale Qualifikationen, Vergleichbarkeit zur Verwertung auf dem Europäischen Arbeitsmarkt)? Die Verfahren und Instrumente sollten vielleicht die individuelle Entscheidung über den  Verwertungszweck berücksichtigen und persönliche neben beruflichen Verwertungszwecken bei der (Weiter-)Entwicklung geeigneter Verfahren und Instrumente in den Blick nehmen. Insbesondere die Ressourcenorientierte Beratung ist hier gefragt, um die möglichen Verfahren, Methoden und Instrumente als neue Qualifikationsanforderung anzunehmen und sich in den Entwicklungs- und Erprobungsprozess aktiv einzuschalten.

    Als gesichert darf gelten, dass über die Ermittlung und Bilanzierung vorhandener Kompetenzen hinaus künftig zur Beraterqualifikation mehr und mehr auch das Wissen um die Verfahren, Methoden und Instrumente der Validierung und deren Anwendung gehören wird. Praxisbeispiele sind jedoch noch dünn gesät. „Validierung“ bildet daher auch eine der Prioritäten im Bereich der Erwachsenenbildung für die Europäischen und Bundesprogramme.

    Das Projekt KøDE-NQF, das u.a. an der vhs Cham durchgeführt wurde, ist abgeschlossen. Das Projekt zur „Erfassung und Validierung von non-formalen und informellen Kompetenzen im Kontext von Nationalen Qualifikationsrahmen" hatte zum Ziel, die Inhalte des KODE®-Systems für den Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) und die Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) in den Partnerländern (Deutschland, Italien und Polen) zu modifizieren und daran anzupassen. Das KODE®-System wurde im Jahr 1997 von Erpenbeck/Heyse eingeführt und wurde seither kontinuierlich weiterentwickelt. KODE bedeutet "Kompetenz - Diagnostik und -Entwicklung". Die 64 Kompetenzfelder (Kompetenzatlas) bilden die Grundlage dieses Systems, das in vielen europäischen Ländern in der Personalentwicklung in Unternehmen und Behörden genutzt wird. Ein praktisches Ergebnis des Projektes bildet eine Fortbildung für Berater/-innen mit didaktischen Richtlinien zur Nutzung von KODE in beruflichen Bildungsmaßnahmen, die praktische Unterstützung bieten bei der Messung und Feststellung von non-formal und informell erworbenen Kompetenzen und Fertigkeiten und deren Bewertung innerhalb der Standards von NQR (Nationaler Qualifikationsrahmen, in Deutschland: DQR) und EQR (Europäischer Qualifikationsrahmen).